Migration zu Microsoft Fabric: Herausforderungen erkennen und bewältigen

Migration zu Microsoft Fabric Herausforderungen erkennen und bewältigen

Microsoft Fabric ist mehr als nur ein neues Tool im Microsoft-Datenuniversum; es ist eine grundlegende Neuausrichtung, wie Unternehmen ihre Daten analysieren und verwalten. Als integrierte SaaS-Plattform verspricht Fabric, die Komplexität zu reduzieren, indem es Data Engineering, Data Science, Data Warehousing und Business Intelligence in einer einzigen, einheitlichen Umgebung zusammenführt. Der zentrale Speicher „OneLake“ soll Datensilos endgültig aufbrechen und eine bisher unerreichte Kollaboration ermöglichen. Doch wie bei jeder großen technologischen Umstellung ist der Weg dorthin – die Migration – mit potenziellen Hürden gepflastert. Viele Teams, die täglich mit Werkzeugen wie Azure Synapse, Data Factory oder Power BI arbeiten, stehen vor der Frage: Wie schaffen wir den Sprung zu Fabric, ohne den Betrieb zu gefährden oder in unvorhergesehene Fallstricke zu tappen? Dieser Artikel beleuchtet die häufigsten Herausforderungen bei der Migration zu Microsoft Fabric und bietet praxisnahe Lösungsansätze, um diese erfolgreich zu meistern.

TL;DR – Microsoft Fabric Migration: Herausforderungen & Lösungen

  • Strategische Herausforderungen: Umdenken von isolierten Diensten zu OneLake und Data Mesh erforderlich, phasenweise Migration erfolgreicher als „Lift and Shift“
  • Technische Migration: Azure Synapse Analytics nicht 1:1 übertragbar (DDL-Anpassungen nötig), ADF-Pipelines müssen als neue Dataflows erstellt werden
  • Organisatorische Aspekte: Skill-Gaps bei T-SQL, Spark und Power Query durch Schulungen schließen, Change Management für Akzeptanz entscheidend
  • Kostenmanagement: F-SKU-Dimensionierung optimieren, Capacity Metrics App nutzen, Dev/Test-Kapazitäten pausieren für Kosteneinsparungen
  • Best Practices: Umfassende Bestandsaufnahme vor Migration, Mirroring als Brückentechnologie, DirectLake-Modus für bessere Performance
  • Erfolgsfaktoren: Migration als strategische Initiative behandeln, Menschen und Prozesse im Fokus behalten

⏱️ Lesezeit: 10 Minuten 💡 Level: Fortgeschritten bis Experte

Strategische und konzeptionelle Hürden überwinden

Die erste und vielleicht größte Herausforderung bei der Migration zu Microsoft Fabric liegt nicht in der Technik selbst, sondern in der Strategie und der Denkweise. Fabric ist keine einfache „Lift and Shift“-Destination. Wer versucht, bestehende Architekturen 1:1 zu übertragen, wird nicht nur auf technische Hindernisse stoßen, sondern auch das wahre Potenzial der Plattform ungenutzt lassen. Es erfordert ein Umdenken – weg von isolierten Diensten, hin zu einer ganzheitlichen, integrierten Datenkultur.

Die Wahl der richtigen Migrationsstrategie

Unternehmen stehen grundsätzlich vor zwei Wegen: dem schnellen „Lift and Shift“ oder dem gründlicheren „Evaluate, Design, and Build“-Ansatz. Ein reines Verschieben bestehender Datenpipelines und Modelle mag auf den ersten Blick verlockend sein, da es schnelle Ergebnisse verspricht. Doch dieser Ansatz birgt Risiken. Viele Features, beispielsweise aus Azure Synapse Analytics, existieren in Fabric (noch) nicht in identischer Form. Eine Pipeline, die auf spezifische Funktionen wie OPENROWSET angewiesen ist, wird ohne Anpassung fehlschlagen. Vielmehr sollten Sie die Migration als Chance begreifen, Altlasten zu beseitigen und Prozesse zu optimieren.

Ein bewährter Ansatz ist eine phasenweise Migration. Beginnen Sie mit einem überschaubaren, aber repräsentativen Projekt. Dies könnte ein bestimmter Geschäftsbereich oder ein spezifischer Analyse-Workflow sein. Anhand dieses Pilotprojekts können Sie wertvolle Erfahrungen sammeln, das Team schulen und ein Gefühl für die Eigenheiten von Fabric entwickeln. Dokumentieren Sie jeden Schritt, jeden Erfolg und jeden Fehler. Dieses Wissen wird sich bei der Migration kritischerer Workloads als unschätzbar erweisen.

Praxistipp: Führen Sie eine umfassende Bestandsaufnahme Ihrer aktuellen Datenlandschaft durch. Bewerten Sie jede Komponente (Datenquellen, ETL-Strecken, Modelle, Berichte) nach ihrer Komplexität, Geschäftskritikalität und Kompatibilität mit Fabric. Diese Analyse bildet die Grundlage für eine realistische Roadmap.

Das Umdenken: Von Silos zu OneLake und Data Mesh

Microsoft Fabric propagiert mit OneLake einen „OneDrive für Daten“. Die Idee ist, dass alle Daten an einem zentralen Ort gespeichert werden und durch sogenannte „Shortcuts“ referenziert statt kopiert werden. Dies steht im direkten Gegensatz zur gängigen Praxis, Daten für verschiedene Zwecke mehrfach zu replizieren. Die technische Umsetzung eines Shortcuts ist einfach, die organisatorische Herausforderung jedoch groß. Teams müssen lernen, Daten zu teilen und gemeinsam zu verwalten. Das erfordert klare Governance-Regeln, Datenqualitätsstandards und eine neue Kultur der Zusammenarbeit.

Die Architektur von Fabric unterstützt zudem das Konzept des Data Mesh, bei dem die Verantwortung für Datenprodukte dezentral bei den jeweiligen Fachexperten liegt. Anstatt einer zentralen IT, die alle Datenpipelines baut, werden Domänenteams befähigt, ihre eigenen Datenprodukte zu erstellen und im OneLake bereitzustellen. Eine Migration zu Fabric sollte daher immer mit einer Überprüfung der Organisationsstruktur und der Daten-Governance einhergehen. Wer stellt die Daten bereit? Wer ist für die Qualität verantwortlich? Wer darf auf welche Daten zugreifen? Diese Fragen müssen geklärt werden, bevor die erste Pipeline in Fabric produktiv geht.

Technische Migrationsherausforderungen im Detail

Neben den strategischen Weichenstellungen lauern die Herausforderungen natürlich auch im technischen Detail. Die Migration von bestehenden Artefakten aus der Azure-Welt oder anderen Systemen ist kein Selbstläufer und erfordert sorgfältige Planung und technisches Know-how.

Migration von Azure Synapse Analytics und Data Factory

Die Migration von Azure Synapse Analytics ist eine der häufigsten Aufgaben, aber auch eine der komplexesten. Während Fabric viele Konzepte von Synapse übernimmt (z.B. Spark Notebooks, SQL Warehouses), gibt es entscheidende Unterschiede. Ein dedizierter SQL-Pool aus Synapse lässt sich nicht direkt in ein Fabric Warehouse überführen. DDLs (Data Definition Language) müssen oft angepasst werden. Microsoft stellt zwar PowerShell-Skripte zur Unterstützung der Konvertierung bereit, doch manuelle Nacharbeit ist fast immer erforderlich. Funktionen wie sp_rename wurden erst spät in Fabric unterstützt, was bei bestehenden Skripten zu Problemen führen kann.

Bei Azure Data Factory (ADF) sind die Unterschiede noch gravierender. Fabric Data Factory basiert auf der Low-Code-Erfahrung von Power Query (bekannt als Dataflows Gen2). Die zugrunde liegende Engine und die JSON-Definitionen der Pipelines unterscheiden sich grundlegend von ADF. Eine direkte Übernahme von ADF-Pipelines ist nicht möglich. Sie müssen in den meisten Fällen als neue Datenflüsse oder Pipelines in Fabric neu erstellt werden. Dies ist eine gute Gelegenheit, die Logik zu überprüfen und zu vereinfachen, aber es bedeutet auch einen erheblichen Mehraufwand.

Praxistipp: Nutzen Sie die „Mirroring“-Funktion in Fabric als Brückentechnologie. Mit Mirroring können Sie Daten aus Azure SQL DB, Cosmos DB oder sogar Snowflake nahezu in Echtzeit in OneLake replizieren. Dies ermöglicht es Ihnen, Ihre Analyse-Workloads schrittweise nach Fabric zu verlagern, während die operativen Systeme unberührt bleiben. Sie können Berichte und Analysen bereits auf den gespiegelten Daten in Fabric aufbauen, ohne die zugrunde liegenden ETL-Prozesse sofort migrieren zu müssen.

Umgang mit Power BI-Artefakten

Die Migration von Power BI scheint auf den ersten Blick am einfachsten, da Power BI ein integraler Bestandteil von Fabric ist. Doch auch hier gibt es Tücken. Ein häufiges Problem ist die Performance von migrierten Dataflows. Einige Anwender berichten, dass Dataflows Gen2 in Fabric langsamer laufen als ihre Vorgänger in Power BI Premium. Dies kann an der Staging-Option liegen oder an der Art und Weise, wie Fabric die Rechenleistung (Capacity) zuteilt.

Ein weiteres Thema ist die Umstellung von Power BI Premium-Kapazitäten (P-SKUs) auf Fabric-Kapazitäten (F-SKUs). Dieser Wechsel ist unausweichlich, da P-SKUs nicht mehr verlängert werden können. Bei der Zuweisung eines Workspaces zu einer neuen Fabric-Kapazität werden alle laufenden Jobs abgebrochen und müssen neu gestartet werden. Zudem gibt es regionale Einschränkungen: Ein Workspace, der bereits Fabric-Artefakte oder große semantische Modelle enthält, kann nicht in eine Kapazität in einer anderen Region verschoben werden.

💰 Lizenzstrategie: Verstehen Sie die Power BI Lizenzmodelle (Free, Pro, Premium) und den Übergang von Premium Capacity zu Microsoft Fabric F-SKUs für optimale Kostenplanung.

Praxistipp: Vor der Migration von Power BI sollten Sie Ihre semantischen Modelle (früher Datasets) und Datenflüsse genau analysieren. Nutzen Sie den DirectLake-Modus in Fabric, um Power BI direkt auf den Delta-Tabellen im OneLake zu betreiben. Dies kann die Performance drastisch verbessern und die Notwendigkeit von Datenimporten reduzieren. Planen Sie den Umstieg von P- auf F-SKUs sorgfältig und kommunizieren Sie geplante Ausfallzeiten transparent an die Endbenutzer.

Herausforderungen bei Datenqualität und -transformation

Die Migration ist der perfekte Zeitpunkt, um die Datenqualität zu verbessern. Doch oft wird dies unterschätzt. Wenn Daten aus verschiedenen Quellsystemen in den OneLake fließen, bringen sie ihre eigenen Inkonsistenzen mit. In Fabric kann es beispielsweise vorkommen, dass die automatische Erkennung von Datentypen in Lakehouses fehlschlägt oder Spaltennamen umbenannt werden müssen, um mit den SQL-Konventionen des Warehouse-Endpunkts kompatibel zu sein. Diese scheinbar kleinen Probleme können sich schnell summieren und zu fehlerhaften Analysen führen.

Es ist entscheidend, robuste Prozesse für die Datenvalidierung und -bereinigung zu etablieren. Dies kann direkt in den Fabric-Pipelines und -Notebooks geschehen, beispielsweise mit Python-Bibliotheken wie Great Expectations in einem Spark-Notebook. Definieren Sie klare Qualitätsstandards für Ihre Datenprodukte und automatisieren Sie deren Überprüfung.

🎯 Datenqualität: Schützen Sie Ihre Fabric-Migration vor schlechten Daten mit bewährten Data Profiling und Data Cleansing Strategien für vertrauenswürdige Analysen.

Organisation, Skills und Change Management

Die erfolgreichsten Migrationen sind diejenigen, die die Mitarbeiter von Anfang an mitnehmen. Die Einführung von Fabric ist nicht nur ein IT-Projekt, sondern ein tiefgreifender Wandel in der Arbeitsweise vieler Abteilungen.

Der Skill-Gap und die Notwendigkeit der Weiterbildung

Microsoft Fabric vereint eine Vielzahl von Technologien: T-SQL, Spark (Python/Scala), Power Query, DAX und mehr. Kaum ein Mitarbeiter wird all diese Bereiche perfekt beherrschen. Data Engineers, die bisher hauptsächlich in der SQL-Welt zuhause waren, müssen sich mit den Konzepten von Spark und Lakehouses vertraut machen. BI-Analysten, die bisher nur Power BI genutzt haben, bekommen nun Zugriff auf mächtigere Werkzeuge zur Datenaufbereitung.

Dieser Skill-Gap muss proaktiv angegangen werden. Erstellen Sie einen Trainingsplan, der auf die verschiedenen Rollen in Ihrem Unternehmen zugeschnitten ist. Nutzen Sie die umfangreichen Ressourcen von Microsoft Learn und schaffen Sie interne Lernpfade. Fördern Sie eine Kultur des Experimentierens, in der Mitarbeiter neue Funktionen in einer sicheren Umgebung (z.B. einem Entwicklungs-Workspace) ausprobieren können. Sogenannte „Champions“ oder „Key User“ können als Multiplikatoren dienen und ihr Wissen im Unternehmen weitergeben.

Akzeptanz schaffen und Widerstände überwinden

Veränderung erzeugt oft Widerstand. Mitarbeiter, die seit Jahren daran gewöhnt sind, ihre Berichte als Excel-Exporte zu erhalten, werden interaktiven Dashboards zunächst skeptisch gegenüberstehen. Fachabteilungen, die bisher ihre eigenen kleinen Datentöpfe gepflegt haben, könnten den Umzug in einen zentralen OneLake als Kontrollverlust empfinden.

Hier ist ein aktives Change Management gefragt. Kommunizieren Sie die Vision und die Vorteile der Migration klar und verständlich. Zeigen Sie den Anwendern nicht nur, was sich ändert, sondern vor allem, warum es sich ändert und wie es ihre tägliche Arbeit erleichtern wird. Beziehen Sie die Stakeholder frühzeitig in den Prozess ein, nehmen Sie ihr Feedback ernst und feiern Sie gemeinsam die ersten Erfolge. Wenn ein Fachbereich erkennt, dass er dank Fabric schneller und einfacher zu besseren Erkenntnissen kommt, wird die Akzeptanz von selbst wachsen.

Kostenmanagement und Governance in Fabric

Ein letzter, aber entscheidender Punkt ist die Steuerung der Kosten und die Etablierung einer soliden Governance. Die SaaS-Natur von Fabric bietet große Flexibilität, birgt aber auch das Risiko unkontrollierbarer Kosten.

Das Kapazitätsmodell verstehen und optimieren

In Fabric wird die Rechenleistung in Kapazitäten (F-SKUs) erworben und gemeinsam von allen Workloads (Pipelines, Notebooks, Power BI etc.) genutzt. Dies unterscheidet sich vom verbrauchsbasierten Modell vieler PaaS-Dienste in Azure. Die Herausforderung besteht darin, die richtige Kapazitätsgröße zu finden und die Auslastung kontinuierlich zu überwachen. Eine zu klein gewählte Kapazität führt zu Leistungsengpässen und gedrosselten Jobs, eine zu große verursacht unnötige Kosten.

Nutzen Sie die „Fabric Capacity Metrics“-App, um die Auslastung Ihrer Kapazitäten detailliert zu analysieren. Identifizieren Sie Spitzenlastzeiten und optimieren Sie Ihre Workloads, um diese zu glätten. Eventuell können rechenintensive ETL-Prozesse in die Nacht verlegt werden. Fabric bietet auch die Möglichkeit, Kapazitäten zu pausieren und wiederaufzunehmen, was bei Entwicklungs- und Testumgebungen zu erheblichen Kosteneinsparungen führen kann.

Sicherheit und Berechtigungen im Griff behalten

In einer integrierten Plattform wie Fabric ist ein durchdachtes Berechtigungsmodell unerlässlich. Die Verwaltung von Zugriffsrechten über verschiedene Workspaces, Lakehouses, Warehouses und Power BI-Berichte hinweg kann komplex werden. Das Berechtigungsmodell in Fabric ist noch in der Entwicklung und nicht so granular wie in einigen etablierten Systemen. Es ist wichtig, von Anfang an ein klares Konzept zu haben. Definieren Sie Rollen und Gruppen und nutzen Sie die Workspace-Rollen (Admin, Member, Contributor, Viewer) konsequent. Dokumentieren Sie Ihre Berechtigungsstruktur, um den Überblick zu behalten und die Compliance-Anforderungen zu erfüllen.

Fazit: Eine Reise, die sich lohnt

Die Migration zu Microsoft Fabric ist zweifellos eine anspruchsvolle Aufgabe. Sie erfordert eine sorgfältige strategische Planung, tiefes technisches Verständnis, ein engagiertes Change Management und eine kontinuierliche Kostenkontrolle. Die Herausforderungen reichen von der Wahl der richtigen Migrationsstrategie über die Anpassung von Code und die Umschulung von Mitarbeitern bis hin zur Etablierung einer neuen Datenkultur.

Doch die Mühe lohnt sich. Unternehmen, die diese Hürden erfolgreich meistern, werden mit einer Datenplattform belohnt, die ihresgleichen sucht. Eine Plattform, die Silos aufbricht, die Zusammenarbeit fördert und die Zeit von der rohen Datenquelle bis zur wertvollen Erkenntnis drastisch verkürzt. Betrachten Sie die Migration nicht als reines IT-Projekt, sondern als eine strategische Initiative zur Modernisierung Ihrer gesamten Daten- und Analysefähigkeiten. Mit der richtigen Vorbereitung, einem schrittweisen Vorgehen und dem Fokus auf den Menschen wird die Reise zu Microsoft Fabric zu einem vollen Erfolg für Ihr Unternehmen.

Ihre Migrations-Erfahrungen sind gefragt!

Welche Hürden sehen Sie bei Ihrer Migration zu Microsoft Fabric? Haben Sie bereits erste Projekte umgesetzt und dabei überraschende Erkenntnisse oder Lösungswege entdeckt? Teilen Sie Ihre Gedanken und Fragen in den Kommentaren – ich freue mich darauf, von Ihnen zu lesen und mich mit Ihnen über diese spannende Transformation auszutauschen!

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